Jetzt geht es also endlich los. Wir
kennen das Abflugdatum zwar schon seit langer Zeit, aber das Gefühl,
dass man jetzt endgültig für so eine lange Zeit weg ist, ist schon
ein besonderes. Am Mittwoch, 6. August, um 10 Uhr ist Treffpunkt am
Frankfurter Flughafen. Nachdem der Abschied mehr oder weniger
reibungslos geklappt hat (ich bin von der Sicherheitskontrolle noch
einmal zurück, da noch jemand zum Verabschieden gekommen ist), sind
wir 16 Freiwillige erst einmal nur unter uns. Ein komisches Gefühl
ist der Moment, als das Flugzeug abhebt: Jetzt wird man für acht
Monate keinen deutschen Boden mehr unter sich haben. Eine Mischung
aus den Erinnerungen an Deutschland sowie der Ungewissheit und der
Vorfreude auf die Zeit in Indien begleitet mich den ganzen
9-stündigen Flug nach Bangalore.
Flug nach Bangalore |
Zwischendurch ein Blick durch das
Fenster: Unter einer leichten Wolkendecke blickt man auf eine von
oben wunderschöne Wüstenlandschaft im Iran hinab. Endlich in Bangalore
angekommen folgt die nächste Hürde, die Passkontrolle: Die Beamten
möchten einen „Brief“ von VOSARD sehen, den wir leider nicht
dabei haben (wir wissen auch nicht, was für ein Brief überhaupt
gemeint ist). Wir zeigen eine Mail auf Deutsch über die NGO und
werden schließlich durchgelassen. Was mir am Flughafen besonders
auffällt: Es wird gearbeitet, und das nachts um drei Uhr (wenn man
das mal mit dem Arbeitstempo an mancher deutschen Flughafenbaustelle vergleicht ...)!
7th Batch!!! (Bangalore Int. Airport) |
Die nächsten 6 Stunden: Warten
zwischen den Taschen am Flughafen. Dafür ist der nächste (und
letzte) Flug nach Coimbatore kurz: Weniger als eine Stunde dauert das
Fliegen in einem für mich ungewöhnlich kleinen Propellerflugzeug.
Geweckt werde ich vom etwas harten Aufprall bei der Landung. Nach dem
Aussteigen kommt mir direkt ein ungewöhnlicher Geruch in die Nase,
es riecht etwas nach Schwefel. Woher der Geruch genau kommt, wissen
wir nicht. Aber er ist auch nicht unangenehm, sondern eben nur
ungewöhnlich für uns.
Nachdem wir schnell an unser Gepäck
kommen, werden wir draußen freudig von mehreren Mitarbeitern des
Karl Kübel Institute for Development Politics (KKID) begrüßt. In
diesem Institut, was ca. eine Stunde vom Flughafen Coimbatore
entfernt liegt, verbringen wir die nächste Woche, um uns an den
indischen Alltag zu gewöhnen. Erstmal ist aber Nichts mit langsam
eingewöhnen: Zum Institut werden wir in einem Bus mit der Aufschrift
„Fascinating India“ gebracht. Entsprechend sieht der Bus auch
von innen aus, z. B. hängt verschiedene Deko von der Decke. Als wenn
das nicht als erster „Kulturschock“ reichen würde, wird laute
Bollywoodmusik gespielt, welche den größten Teil der Gruppe jedoch
trotzdem nicht vom Schlafen abhält. Dazu kommt noch das fast
ununterbrochene Hupgeräusch der Fahrzeuge auf den Straßen.
Endlich im KKID angekommen! Jetzt
erholen sich erst einmal alle von der Reise: Dazu gibt es erstmal ein
leckeres, aber scharfes (!) Mittagessen. Wie erwartet gibt es viel
Reis mit verschiedenen Soßen. Fleisch wird - wenn überhaupt - auf einem
Extratisch serviert. Nach einer von unserer Mentorin Malathi so
genannten „sleeping session“, die wir alle wirklich nötig
hatten, folgt ein Rundgang über das KKID-Gelände: Alles ist sehr
ruhig und der Ausblick einzigartig. Wir blicken auf ein Tal der Gebirgskette der "Westghats" und werden über die einheimischen (teilweise gefährlichen) Tiere informiert. Die Anlage des KKID bereitet mir zunächst Schwierigkeiten: Einige Gebäude sehen exakt
gleich aus, sodass ich mich mehrmals verlaufe und abends sogar in
einen leeren Raum gehe, den ich für unser Schlafzimmer halte. Uns
werden einige Mitarbeiter vorgestellt, die uns alle sehr erfreut
begrüßen.
Eingangstor zum KKID |
Wenn nicht gerade Freiwillige auf ihren
Einsatz vorbereitet werden, finden hier z. B. Seminare für
NGO-Mitarbeiter aus ganz Südindien statt. Ich bin froh, dass wir die erste Woche hier
verbingen können und nicht ohne "Einstimmung" auf die Kultur zu den NGOs gehen. Es erwartet uns ein durchgeplantes Programm. Auch
das Abendessen ist entsprechend scharf, aber zum Glück steht
meistens Joghurt zum „Abkühlen“ bereit. Es gibt einige Dinge zu
essen, die mir aus Deutschland bekannt vorkommen: Z. B. werden zu den
Soßen „Chapatis“ serviert. Diese sehen aus wie dünne
Pfannkuchen und lassen sich wahlweise (in der Regel herzhaft) belegen
oder füllen. Nach diesen beiden anstrengenden Tagen habe ich trotz
einiger Mücken im Raum keine Probleme, einzuschlafen. Trotzdem sind
immer noch (oder jetzt erst recht) viel zu viele Gedanken in meinem
Kopf. Aber das ist wohl normal, den anderen Freiwilligen geht es
genau so. Am nächsten Tag geht das eigentliche Programm los. Darauf
freue ich mich schon, und ganz besonders natürlich darauf, in ein
paar Tagen endlich zu VOSARD zu fahren.
Manuel
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