Der
Direktor von VOSARD ist ein katholischer Pater. Die NGO steht
unter der Schirmherrschaft des CMI (Carmelites
of Mary Immaculate), einem in Indien gegründeten,
katholischen Männerorden. Der allergrößte Teil der Mitarbeiter
sind gläubige Christen.
Trotzdem
ist VOSARD eine säkulare Organisation, Religion soll also bei der
Entwicklungsarbeit ausdrücklich keine Rolle spielen. Es soll kein Unterschied
gemacht werden zwischen den Anhängern verschiedener
Religionsgemeinschaften. Wird das auch in der Praxis umgesetzt? Wird wirklich kein
Unterschied zwischen den Glaubensrichtungen gemacht? Und wird die
Arbeit von VOSARD überhaupt von den Anhängern aller Religionen
akzeptiert? Diese Fragen kann ich natürlich nicht vollständig
beantworten, ich möchte aber einmal meine Eindrücke wiedergeben:
Zuerst
einmal zu den internen Abläufen: Von den Mitarbeitern sind die meisten Christen, es arbeiten aber auch einige Hindus bei VOSARD. Dieser überwiegende Anteil der Christen resultiert u. a. daraus, dass sich deutlich mehr Christen auf die Stellen bei VOSARD bewerben. Großer Wert wird allerdings darauf gelegt, dass kein Bewerber aufgrund seiner Religionszugehörigkeit ausgeschlossen wird. Jeder Bewerber wird nach Qualifikation und vor allem nach seinem Interesse an Entwicklungsarbeit beurteilt. Dieses Interesse sei aber bei Christen oftmals höher als bei Andersgläubigen, erklärt mir ein Mitarbeiter. Aber natürlich gibt es auch Ausnahmen.
An dieser Stelle mal ein Vergleich zu kirchlichen Einrichtungen in Deutschland: Hier werden Bewerber oftmals direkt abgelehnt, wenn sie keiner christlichen Konfession angehören.
Bei den monatlichen Staff Meetings können wir gut beobachten, wie Rituale des Christentums und des Hinduismus einfließen: Zu Beginn wird vom Direktor aus der Bibel und später von einem Mitarbeiter aus der Bhagavad Gita (eine zentrale Schrift des Hinduismus) vorgelesen. In den vorgelesenen Textstellen geht es darum, dass zum Erreichen eines Zieles eine gut durchdachte Strategie notwendig ist. Daran anschließend wird erklärt, dass sich jeder Mitarbeiter kontinuierlich weiterentwickeln und diese Entwicklung auch für die Arbeit bei VOSARD nutzen soll. Zitate aus religiösen Schriften bekommen so einen ganz praktischen Nutzen, nämlich die Mitarbeiter in ihren Werken zu inspirieren. Zum Ende des Meetings gibt es ein (christliches) Gebet. Alle Mitarbeiter nehmen daran teil oder sind zumindest im Raum anwesend. Es fällt mir auf, dass die hinduistischen Mitarbeiter das Gebet zwar nicht mitsprechen, aber trotzdem aufmerksam zuhören.
An dieser Stelle mal ein Vergleich zu kirchlichen Einrichtungen in Deutschland: Hier werden Bewerber oftmals direkt abgelehnt, wenn sie keiner christlichen Konfession angehören.
Bei den monatlichen Staff Meetings können wir gut beobachten, wie Rituale des Christentums und des Hinduismus einfließen: Zu Beginn wird vom Direktor aus der Bibel und später von einem Mitarbeiter aus der Bhagavad Gita (eine zentrale Schrift des Hinduismus) vorgelesen. In den vorgelesenen Textstellen geht es darum, dass zum Erreichen eines Zieles eine gut durchdachte Strategie notwendig ist. Daran anschließend wird erklärt, dass sich jeder Mitarbeiter kontinuierlich weiterentwickeln und diese Entwicklung auch für die Arbeit bei VOSARD nutzen soll. Zitate aus religiösen Schriften bekommen so einen ganz praktischen Nutzen, nämlich die Mitarbeiter in ihren Werken zu inspirieren. Zum Ende des Meetings gibt es ein (christliches) Gebet. Alle Mitarbeiter nehmen daran teil oder sind zumindest im Raum anwesend. Es fällt mir auf, dass die hinduistischen Mitarbeiter das Gebet zwar nicht mitsprechen, aber trotzdem aufmerksam zuhören.
Der Direktor von VOSARD liest zu Beginn des Meetings aus der Bibel vor. |
Gebet am Ende des Staff Meetings. |
Nun
zur Arbeit von VOSARD: Der Direktor betont immer wieder, dass er klar
zwischen seinen kirchlichen Tätigkeiten und der Entwicklungsarbeit
unterscheidet. Den Eindruck habe ich auch bei der Arbeit aller
Mitarbeiter. Auch wenn die meisten sehr gläubige Christen sind, wird diese Religion bei ihren Tätigkeiten in keinster Weise bevorzugt. Die
meisten Selbsthilfe- und Bedürftigengruppen, die wir bis jetzt
kennen lernen durften, setzen sich aus Anhängern verschiedener
Religionen zusammen. Den größten Anteil der SHG-Mitglieder machen Hindus aus. Ich selbst habe sehr viele Christen und Hindus
getroffen, allerdings wenige Muslime. Das lässt sich unter anderem
dadurch erklären, dass der Anteil von Muslimen an der Bevölkerung
im Idukki Distrikt vergleichsweise gering ist: Ihr Anteil an der Bevölkerung beträgt nur ca. 7%, während der Rest aus Christen (ca. 43%) und Hindus (ca. 50%) besteht.
Während
der Veranstaltungen mit den Selbsthilfe- und sonstigen Gruppen, welche Teil der Programme VOSARDs sind, z.
B. bei Planungstreffen oder Trainingsprogrammen, habe ich bis jetzt
nicht viel von religiösen Ritualen mitbekommen. Es wird sich nahezu ausschließlich auf die Inhalte konzentriert. Ohne Gebet wird sofort mit dem Programm begonnen.
Bei vielen Veranstaltungen, z. B. diesem Trainingsprogramm vom Jalanidhi-Projekt, wird direkt - ohne religiöse Rituale - mit den Inhalten angefangen. |
Teilweise wird bei den SHG-Treffen aber doch gebetet: So hat mir ein Mitarbeiter erzählt, er habe einmal ein säkulares Gebetslied geschrieben, welches seither bei vielen Treffen der Selbsthilfegruppen eingesetzt wird. Ihm sei es
sehr wichtig, dass das Lied säkular ist, damit eben alle
Religionsgruppen am Gebet teilhaben können.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass der säkulare Ansatz von VOSARD recht erfolgreich in die Praxis umgesetzt wird. Nach Angaben der Mitarbeiter werden die Hilfsangebote von VOSARD von den allermeisten Anhängern nichtchristlicher Religionen auch gerne angenommen.
Manuel
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