Nach einer schönen Fahrt vom KKID durch den
Bundesstaat Tamil Nadu zum VOSARD Hauptgebäude in Kumily werden wir vom dort
arbeitenden Staff sowie dem Direktor Vater Jose äußerst herzlich begrüßt.
Dieser überreicht uns lächelnd eine Rose, ehe er uns in sein Büro zu einem kurzen
Gespräch einlädt. Nach dem leckeren Essen (Reis mit Curry + Beef für mich und
Bohnen für Manuel, der für unsere Zeit in Kerala vegetarisch leben möchte)
bietet sich für uns eine Gelegenheit unsere Geschenke zu überreichen:
Für den
Direktor eine DVD (über das Land Nordrhein-Westfalen) und einen Kalender, für
den Mentor ebenfalls einen Kalender und eine CD mit deutscher Rock- und
Popmusik. Für ihn und die Person, welche uns vom KKID nach Kumily (sieben
Stunden Jeepfahrt) brachte außerdem noch Süßigkeiten für deren Kinder. Diese
freuten sich sehr über die deutschen Sweets und ließen uns über ihre Väter wissen,
dass sie uns gerne kennen lernen würden. Die Ankunft und die Aufnahme laufen sehr
herzlich und offen ab. Bei den Mahlzeiten und nach Arbeitsschluss um 17 Uhr
zeigen uns zwei Staff-Member den naheliegenden Ort First Mile. Wie der Name sagt
liegt dieser Ort eine Meile von Kumily entfernt. Siedler aus ganz Kerala
gründeten diesen und weitere (es gibt auch Fifth Mile, Eightmile (Anm. des
Autors: „hehe“*), 20th Mile usw.).
Neben dem Gebäude gibt es einen Garten mit vielerlei Gewürzpflanzen wie Zimt, eine gut bestückte Kokusnusspalme sowie in sieben Metern Höhe: die größte Frucht der Welt - genannt Jackfrucht |
Die Migration hierher begründet auch die
religiöse Vielfalt: Hindus, Muslime und Christen praktizieren ihren Glauben in
zahlreichen Gotteshäusern. So gibt es in der näheren Umgebung zwei Kirchen und
man hört gerade nachmittags den Muezzin durch das Tal rufen.
In den ersten Tagen heißt es für uns tiefer in
die Materie, die Projekte von VOSARD, einzudringen. Als Infomaterial stehen uns
einmal ein acht Seiten langes Skript sowie verschiedene PowerPoint
Präsentationen zur Verfügung. Am wichtigsten für uns sind jedoch die
Mitarbeiter. Deren Kompetenz und Erfahrung ist von unschätzbarem Wert. Viele
von ihnen arbeiten bereits für mehrere Jahrzehnte in der
Entwicklungszusammenarbeit. Sie stehen uns für Fragen jederzeit zur Verfügung
und zeigen selbst reges Interesse an „deutscher“ Kultur.
Auch bei der Vorbereitung unserer „Police Registration“ – also der bürokratisch aufwändigen Registrierung bei den örtlichen Behörden – können wir in Sachen
Bildbearbeitung via Photoshop einiges von ihnen lernen. Diese Registrierung ist in der
Tat äußerst aufwändig. Wenn wir jedoch das Ächzen der anderen Freiwilligenteams
in den Bundestaaten Tamil Nadu und Kanatakka hören, die etlich viele Nerven und
Reise- sowie Wartestunden opfern mussten, können wir uns eigentlich nicht
beschweren. Bei uns heißt es vor allem: Dokumente scannen, in PDF-Format bringen
und verkleinern, um sie dann auf die Homepage der Polizei zu stellen.
Im VOSARD Office arbeiten täglich zwischen
zehn und zwölf Angestellte, von denen drei auch hier übernachten, da ihre
eigentlichen Wohnungen sehr weit entfernt sind. In der Regel fahren sie dann am
arbeitsfreien Sonntag zu ihren Familien. Mit eben diesen verbringen wir zurzeit
so gut wie alle Abende. Wir kochen entweder selbst oder gehen in Firstmile in
ein kleines Restaurant. Die drei heißen Manú („ú“ – weil Betonung auf dem „u“ +
Unterscheidung von Manuel), Albin und Bibin. Mit den dreien haben wir uns
inzwischen sehr gut angefreundet.
Manú ist ein Sportler. Vor seiner Zeit bei
VOSARD spielte er sehr gerne Basketball und Volleyball (bei beiden Sportarten
ist er mit seiner Körpergröße sehr gut ausgerüstet). Des Weiteren ist er ein begeisterter
Leser von philosophischer Literatur sowie Shakespeare und etwaigem. So wie er
im Stillen den Büchern lauscht, die er liest, so ist er auch fernab der Pfade
der Buchstaben ein sehr guter Zuhörer.
Albin ist ein lustiger Kerl, der andere mit
seinem Humor und seinem eigenen Lachen ansteckt. Außerdem ist er ein begeisterter
Motorradfahrer, was man an seinen zahlreichen Fotos auf seiner Facebook-Page
erkennen kann. Dabei kann er jedoch auch sehr tiefgründig sein. Diese wertvollen
Gedanken schreibt er auch als Gedichte nieder. Diese handeln zum Beispiel vom
Leben und der Liebe.
Bibin erinnert mich, und das ist keinesfalls
negativ gemeint – im Gegenteil – an Samweis Gamdschie aus der Herr der Ringe Trilogie.
Sympatisch! Außerdem der mit Abstand beste Koch unter uns. Seine Currys, seine
Beilagen – HAMMER! Chapeau!
Wir tun unser Bestes, um die lokale Sprache
Malayalam zu lernen und nehmen uns vor, täglich mindestens eine halbe Stunde
zum Üben der Sprache einzuplanen. Am Freitag haben wir unseren ersten Waschtag.
Zehn Minuten nachdem wir unsere Kleidung auf eine Wäscheleine im Garten hängen,
beginnt es zu regnen – in Strömen. Es ist zugleich das erste Mal, dass wir es
in Indien regnen sehen. Manú meint, die
Jahreszeit des Monsuns sei dieses Jahr extrem spät gekommen. „Normal“ wäre er in
dieser Region exakt am ersten Juni gekommen.
*Anspielung auf den Autobiographischen Film EMINƎMs.
Flo
ps: Mir ist aufgefallen, dass wenn wir hier
irgendwo "westliche" Musik hören, es bisher fast immer Boney M war. (Boney M: „Rivers
of Babylon, Daddy Daddy Cool, Sunny (what’s so cool)” – Daraufhin habe ich selbst
angefangen, diese Musik wiederzuentdecken.
“Brown Girl in the Rain Scha-lalalalala” (von
diesem Lied stammt die Melodie von “so sehn’ Sieger aus Scha-lalalalala”)
Apropos: die Bundesliga hat wieder angefangen!
Meine Vorhersage für diese Saison:
Wenn ich wieder zurückkomme (Ende März)
1. ist die Saison noch nicht entschieden
2. Tabellenplätze 1-5: Borussia Dormund, FC
Bayern München, Schalke 04, VfL Wolfsburg, Bayer 04 Leverkusen
3. HSV auf Abstiegs- bzw. Relegationsplatz
Falls eine dieser Aussagen richtig ist, werde
ich den ersten beiden Personen, die mir, zurück in Deutschland, die Hand
schütteln, einen ausgeben.
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