Samstag, 23. August 2014

Die ersten Tage im VOSARD-Office

Nach einer schönen Fahrt vom KKID durch den Bundesstaat Tamil Nadu zum VOSARD Hauptgebäude in Kumily werden wir vom dort arbeitenden Staff sowie dem Direktor Vater Jose äußerst herzlich begrüßt. Dieser überreicht uns lächelnd eine Rose, ehe er uns in sein Büro zu einem kurzen Gespräch einlädt. Nach dem leckeren Essen (Reis mit Curry + Beef für mich und Bohnen für Manuel, der für unsere Zeit in Kerala vegetarisch leben möchte) bietet sich für uns eine Gelegenheit unsere Geschenke zu überreichen: 
Für den Direktor eine DVD (über das Land Nordrhein-Westfalen) und einen Kalender, für den Mentor ebenfalls einen Kalender und eine CD mit deutscher Rock- und Popmusik. Für ihn und die Person, welche uns vom KKID nach Kumily (sieben Stunden Jeepfahrt) brachte außerdem noch Süßigkeiten für deren Kinder. Diese freuten sich sehr über die deutschen Sweets und ließen uns über ihre Väter wissen, dass sie uns gerne kennen lernen würden. Die Ankunft und die Aufnahme laufen sehr herzlich und offen ab. Bei den Mahlzeiten und nach Arbeitsschluss um 17 Uhr zeigen uns zwei Staff-Member den naheliegenden Ort First Mile. Wie der Name sagt liegt dieser Ort eine Meile von Kumily entfernt. Siedler aus ganz Kerala gründeten diesen und weitere (es gibt auch Fifth Mile, Eightmile (Anm. des Autors: „hehe“*), 20th Mile usw.).

Neben dem Gebäude gibt es einen Garten mit vielerlei Gewürzpflanzen wie Zimt, eine gut bestückte Kokusnusspalme sowie in sieben Metern Höhe: die größte Frucht der Welt - genannt Jackfrucht
Die Migration hierher begründet auch die religiöse Vielfalt: Hindus, Muslime und Christen praktizieren ihren Glauben in zahlreichen Gotteshäusern. So gibt es in der näheren Umgebung zwei Kirchen und man hört gerade nachmittags den Muezzin durch das Tal rufen.

In den ersten Tagen heißt es für uns tiefer in die Materie, die Projekte von VOSARD, einzudringen. Als Infomaterial stehen uns einmal ein acht Seiten langes Skript sowie verschiedene PowerPoint Präsentationen zur Verfügung. Am wichtigsten für uns sind jedoch die Mitarbeiter. Deren Kompetenz und Erfahrung ist von unschätzbarem Wert. Viele von ihnen arbeiten bereits für mehrere Jahrzehnte in der Entwicklungszusammenarbeit. Sie stehen uns für Fragen jederzeit zur Verfügung und zeigen selbst reges Interesse an „deutscher“ Kultur.


Auch bei der Vorbereitung unserer „Police Registration“ – also der bürokratisch aufwändigen Registrierung bei den örtlichen Behörden – können wir in Sachen Bildbearbeitung via Photoshop einiges von ihnen lernen. Diese Registrierung ist in der Tat äußerst aufwändig. Wenn wir jedoch das Ächzen der anderen Freiwilligenteams in den Bundestaaten Tamil Nadu und Kanatakka hören, die etlich viele Nerven und Reise- sowie Wartestunden opfern mussten, können wir uns eigentlich nicht beschweren. Bei uns heißt es vor allem: Dokumente scannen, in PDF-Format bringen und verkleinern, um sie dann auf die Homepage der Polizei zu stellen.


Im VOSARD Office arbeiten täglich zwischen zehn und zwölf Angestellte, von denen drei auch hier übernachten, da ihre eigentlichen Wohnungen sehr weit entfernt sind. In der Regel fahren sie dann am arbeitsfreien Sonntag zu ihren Familien. Mit eben diesen verbringen wir zurzeit so gut wie alle Abende. Wir kochen entweder selbst oder gehen in Firstmile in ein kleines Restaurant. Die drei heißen Manú („ú“ – weil Betonung auf dem „u“ + Unterscheidung von Manuel), Albin und Bibin. Mit den dreien haben wir uns inzwischen sehr gut angefreundet.

Manú ist ein Sportler. Vor seiner Zeit bei VOSARD spielte er sehr gerne Basketball und Volleyball (bei beiden Sportarten ist er mit seiner Körpergröße sehr gut ausgerüstet). Des Weiteren ist er ein begeisterter Leser von philosophischer Literatur sowie Shakespeare und etwaigem. So wie er im Stillen den Büchern lauscht, die er liest, so ist er auch fernab der Pfade der Buchstaben ein sehr guter Zuhörer.

Albin ist ein lustiger Kerl, der andere mit seinem Humor und seinem eigenen Lachen ansteckt. Außerdem ist er ein begeisterter Motorradfahrer, was man an seinen zahlreichen Fotos auf seiner Facebook-Page erkennen kann. Dabei kann er jedoch auch sehr tiefgründig sein. Diese wertvollen Gedanken schreibt er auch als Gedichte nieder. Diese handeln zum Beispiel vom Leben und der Liebe.

Bibin erinnert mich, und das ist keinesfalls negativ gemeint – im Gegenteil – an Samweis Gamdschie aus der Herr der Ringe Trilogie. Sympatisch! Außerdem der mit Abstand beste Koch unter uns. Seine Currys, seine Beilagen – HAMMER! Chapeau!

Wir tun unser Bestes, um die lokale Sprache Malayalam zu lernen und nehmen uns vor, täglich mindestens eine halbe Stunde zum Üben der Sprache einzuplanen. Am Freitag haben wir unseren ersten Waschtag. Zehn Minuten nachdem wir unsere Kleidung auf eine Wäscheleine im Garten hängen, beginnt es zu regnen – in Strömen. Es ist zugleich das erste Mal, dass wir es in Indien regnen sehen.  Manú meint, die Jahreszeit des Monsuns sei dieses Jahr extrem spät gekommen. „Normal“ wäre er in dieser Region exakt am ersten Juni gekommen.

*Anspielung auf den Autobiographischen Film EMINƎMs.

Flo



ps: Mir ist aufgefallen, dass wenn wir hier irgendwo "westliche" Musik hören, es bisher fast immer Boney M war. (Boney M: „Rivers of Babylon, Daddy Daddy Cool, Sunny (what’s so cool)” – Daraufhin habe ich selbst angefangen, diese Musik wiederzuentdecken.

“Brown Girl in the Rain Scha-lalalalala” (von diesem Lied stammt die Melodie von “so sehn’ Sieger aus Scha-lalalalala”)



Apropos: die Bundesliga hat wieder angefangen! Meine Vorhersage für diese Saison:

Wenn ich wieder zurückkomme (Ende März)
1. ist die Saison noch nicht entschieden
2. Tabellenplätze 1-5: Borussia Dormund, FC Bayern München, Schalke 04, VfL Wolfsburg, Bayer 04 Leverkusen
3. HSV auf Abstiegs- bzw. Relegationsplatz


Falls eine dieser Aussagen richtig ist, werde ich den ersten beiden Personen, die mir, zurück in Deutschland, die Hand schütteln, einen ausgeben.

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