Montag, 2. März 2015

EntwicklungsZUSAMMENarbeit - So kann es funktionieren

Immer wenn es um die Förderung von Projekten VOSARDs durch ausländische Organisationen geht, wird nicht mehr von "Entwicklungshilfe" gesprochen, sondern der Begriff "Entwicklungszusammenarbeit" verwendet. Dieser Begriffswandel soll den Anspruch einer Gleichberechtigung von Geber- und Empfängerländern zum Ausdruck bringen. Kommt es in der Realität tatsächlich zu dieser Gleichberechtigung? Soweit ich es bei den Projekten VOSARDs mitbekommen konnte, meine ich: Ja, es kommt dazu - zumindest so weit wie möglich.

Auch wenn viele der Aktivitäten VOSARDs nicht auf die direkte Vergabe von Geld an die Zielgruppen bedacht sind, wird immer Geld für deren Durchführung benötigt - sei es z.B. für Informationsveranstaltungen oder die Organisation von Selbsthilfegruppen. Um dieses Geld aufzubringen, gibt es für VOSARD verschiedene Möglichkeiten: Die Projekte können von privaten Spendern, Spendenoganisationen oder Regierungsprogrammen finanziert werden - aus Indien und dem Ausland. Im Fall VOSARDs ist es ziemlich ausgeglichen. Viele Projekte werden aus Indien finanziert, einige aber auch aus dem europäischen Ausland.

Z. B. wird ein Projekt zur Förderung der nachhaltigen Wasserbewirtschaftung und der Landwirtschaft (zum Film) zu einem großen Teil von der Karl Kübel Stiftung und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) aus Deutschland unterstützt. An diesem Beispielprojekt versuche ich zu erklären, inwiefern die internationale Entwicklungszusammenarbeit partnerschaftlich funktionieren kann.

Am Anfang des Projekts steht der ausführliche Projektantrag, der von VOSARD angefertigt wird. In diesem werden alle relevanten Details zum Projekt vorgestellt: Name, Ort, Dauer, Probleme der Familien in dem Gebiet, Haupt- und Unterziele, Aktivitäten, Finanzierung usw.

Nachdem die Karl Kübel Stiftung Änderungen am Antrag vorgenommen hat, wird das Projekt offiziell genehmigt und kann gestartet werden. Die Umsetzung erfolgt durch das Personal VOSARDs und natürlich die zu den Zielgruppen gehörenden Menschen. Es wird ein Aktionsplan erstellt, in dem festgehalten wird, welche Aktivitäten in welchem Zeitraum durchgeführt werden sollen.

Dann kann es also wirklich losgehen: Die Selbsthilfegruppen werden gebildet, Trainingsprogramme durchgeführt, Kleinkredite vergeben, Solarlaternen verteilt, Biogasanlagen erbaut, usw. Entscheidend für den Erfolg ist vor allem, ob und wie die Unterstützung von den Zielgruppen angenommen wird. Im Fall dieses Projektes klappt es sehr gut und die Meisten wirken äußerst aktiv in der Umsetzung mit - was sich im schnellen Fortschritt des Gesamtprojekts wiederspiegelt.

Die Fortschritte des Projekts werden der Karl Kübel Stiftung regelmäßig in Berichten mitgeteilt. So kann diese sichergehen, dass die Dinge gemäß dem Aktionsplan durchgeführt werden. Auch kann sie feststellen, bei welchen Aktivitäten es Probleme gibt und den Projektplan - nach Absprachen mit VOSARD - entsprechend ändern.

Einmal im Jahr besucht die Projektreferentin der Karl Kübel Stiftung VOSARD, um sich den Fortschritt persönlich anzusehen und das weitere Vorgehen zu besprechen. Dieses Jahr wird sie von zwei Auditoren des BMZ begleitet, die das Ministerium anschließend über den Erfolg des Projekts informieren. Bei ihrem Besuch dürfen wir sie begleiten und können sehen, wie versucht wird, sich innerhalb von nur zwei Tagen einen Eindruck vom Stand der Dinge zu machen:

Im Projektgebiet besuchen sie zusammen mit dem Personal VOSARDs verschiedene Familien. Dort stellen sie Fragen bezüglich ihrer Bedürfnisse, welche Maßnahmen VOSARD konkret umgesetzt hat und inwiefern diese sich positiv auf die Lebenssituation auswirken. Ein Beispiel: Mit finanzieller Unterstützung hat sich eine Familie eine Kuh gekauft, die in vielerlei Hinsicht nützlich ist: Durch die Milch für den Eigenbedarf und zum Verkaufen sowie den Kuhmist, der durch Verarbeitung in einer Biogasanlage Gas zum Kochen bringt und außerdem als Dünger für das Feld benutzt werden kann.

Nun wird also geprüft, ob sich die Investition tatsächlich lohnt: Wie viel mehr Einkommen hat die Familie tatsächlich und wie steht dies im Verhältnis zum Anschaffungspreis? Und ist die Kuh eigentlich versichert? Denn falls sie - ohne abgeschlossene Versicherung - unerwartet stirbt, kann die Familie schnell vor wirtschaftlichen Schwierigkeiten stehen.

Familienübergreifend wird z. B. gefragt: Wurden die Maßnahmen "gerecht" unter den Familien verteilt? Wie viele Familien profitieren von einer Maßnahme direkt und indirekt?
Die Auditoren des BMZ diskutieren zusammen mit den betroffenen Familien und dem Projektpersonal VOSARDs die Projektfortschritte.
Am Ende des Besuchs ist das Ergebnis: Das Projekt wird insgesamt - auch wenn einige kleine Dinge geändert werden müssen - sehr schnell und erfolgreich umgesetzt - dank der guten Arbeit der Betroffenen, der Mitarbeiter VOSARDs und der Unterstützung der Karl Kübel Stiftung und des BMZ.

In gewisser Hinsicht kann man den Besuch durchaus als "Kontrollbesuch" bezeichnen, allerdings auch als Möglichkeit zum Austausch zwischen gleichgestellten Partnern: Schließlich verfolgen alle Seiten dasselbe Ziel, nämlich mit dem vorhandenen Geld so effektiv und nachhaltig wie möglich die Lebensbedingungen der Zielgruppen zu verbessern. Der Besuch - und die Zusammenarbeit zwischen den deutschen Spende- und ihren indischen Partnerorganisationen insgesamt - hat Vorteile für alle Seiten: Auf der deutschen Seite herrscht Gewissheit, dass das gespendete Geld sinnvoll genutzt wird. Außerdem können durch die Kommunikation mit den Betroffenen und der Partnerorganisation Ideen aufkommen - z. B. für zukünftige Projekte. Auf der indischen Seite gibt es neben der finanziellen Unterstützung selbst auch Ideen, wie das Geld noch effektiver verwendet werden kann.
Manuel

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